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Videokonferenzen im historischen Gemäuer

Aphrodite, Hera und Athene wachen über die Wirtschaft. 1612, als das Torhaus am Husumer Schloss gebaut wurde und Kutschen mit zollpflichtigen Waren unter den Statuen hindurchrumpelten, bis heute, da die Wirtschaftsförderung Nordfriesland in dem weißen Gebäude mit den barocken Schweifgiebeln ihre Büros hat. „Wir freuen uns, dass der Kreis dieses historische Gebäude unterhält und wir hier arbeiten dürfen“, sagt WFG NF-Geschäftsführer Dr. Matthias Hüppauff – auch wenn das Team zurzeit pandemiebedingt hauptsächlich im Homeoffice sei. Andrea Brockmann, Assistentin der Geschäftsführung, bestätigt: „In so einem geschichtsträchtigen Gebäude in Innenstadt-Nähe zu arbeiten hat Charme.“

Die Bewohner

Das Wappen der Herzogin Augusta zu Schleswig-Holstein-Gottorf – sie bewohnte das Schloss von 1610 bis 1639 – über dem Portal des Torhauses gibt Auskunft über die zahlreichen verstreuten Ländereien, die zum Reich der Familie Schleswig-Holstein-Gottorf gehörten, von Delmenhorst bis zum dänisch-norwegischen Königreich. Heute ist die dänisch-deutsche Zusammenarbeit ein wichtiges Schwerpunktthema der WFG NF, von zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen vor allem mit der Kommune Tønder über eine umfangreiche Interreg-Studie zum Ausbau der B 5/ Rute 11 bis zum gemeinsamen Fachkräfte-Internetportal work-in-de-dk.com.

 

Bevor im Jahr 2001 unter Landrat Dr. Olaf Bastian die Wirtschaftsförderungsgesellschaft gegründet wurde und in das Torhaus einzog, beherbergte es unter anderem das Schulamt, den Schulpersonalrat und die Musikschule. In den ersten Jahren teilte sich die WFG NF das Gebäude mit der Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer (IHK).

Vom Tourismus zum Regionalmarketing

In diesen Anfangsjahren bestand das WFG NF-Team aus sechs Mitarbeiter*innen. Drei davon befassten sich mit dem Schwerpunktthema Tourismus. „Eine der größten Leistungen von Frank Ketter und Mandy Lütt bestand darin, fast alle Vermieterinnen und Vermieter privater Zimmer und Ferienwohnungen von der Anschaffung eines einheitlichen Online-Buchungssystems zu überzeugen, das wir gefördert haben“, berichtet Dr. Matthias Hüppauff. Silke Voss schob mit dem Projekt „Nordsee Radreisen“ das Segment des nachhaltigen Tourismus an. Das Tourismus-Team wechselte später zur Nordsee Tourismus GmbH am Husumer Hafen, und in der WFG NF wurden die Regionalentwicklung, die Fachkräfte- und Weiterbildungsberatung, das Regionalmarketing und das Erneuerbare-Energie-Projekt windcomm (später EE.SH) personell ausgebaut.

Grundsanierung im Torhaus

Im Jahr 2015 musste das WFG-Team für 1 ½ Jahre im Kreishaus unterschlüpfen, weil das Torhaus grundsaniert wurde. Zunächst sollte nur das Dach neu gedeckt werden, doch dabei wurden verrottete Balkenköpfe freigelegt. Die damalige Denkmalschützerin des Kreises, Elisabeth Mewald, kümmerte sich darum, dass bei dieser Gelegenheit alle Räume liebevoll mit Dielenböden und Raumklima-freundlichem Kalkputz ausgestattet wurden. „Für die Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung, vor allem der Abteilung Kreisentwicklung, war es von Vorteil, dass unsere Büros für einige Monate im selben Gebäude lagen“, erinnert sich Matthias Hüppauff.

2011 - 2016: Events und Barcamps auf dem Vormarsch

Die Aktivitäten und Veranstaltungen der WFG NF entwickelten sich weiter. Zwischen 2011 und 2016 fand jährlich das Unternehmerforum mit über 150 Teilnehmer*innen statt, organisiert zusammen mit der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer, dem Unternehmensverband Unterelbe-Westküste und den regionalen Finanzinstituten. Im Jahr 2015 luden Inga und Christian Wiele von gezeitenraum zum ersten Beachcamp St. Peter-Ording ein. Das Barcamp-Format, bei dem die Teilnehmer*innen das Programm spontan und gemeinsam zusammenstellen, begeisterte alle – inzwischen hat auch die WFG NF es übernommen und bietet Innovationscamps, Unternehmercamps oder dänisch-deutsche „Grenzenløs“-Camps an.

Von virtuellen Veranstaltungen und Videokonferenzen

Zurück im Torhaus, konnte das WFG-Team, mittlerweile auf 18 Mitarbeiter*innen angewachsen, den Abbruch des Karstadt-Gebäudes und die Entstehung des neuen Einkaufszentrums „Theo“ in Husum aus nächster Nähe beobachten – passend zum Thema Regionalentwicklung, bei dem es auch um die Unterstützung des Einzelhandels und anderer gewerblicher Nutzer von Innenstädten und Gewerbegebieten geht. „Es liegt uns am Herzen, dass die historische Bausubstanz in den charmanten kleinen Städten in Nordfriesland mit Leben gefüllt wird“, sagt Projektleiter Tilmann Meyer. Er schob unter anderem das Projekt „Zukunftsstadt Friedrichstadt“ mit an und ist für „Moin Lieblingsland“ und „Digitale Wirtschaft Nordfriesland“ verantwortlich – nebenbei sorgt er für die IT-Ausstattung des Teams. Unter den strengen Blicken der griechischen Göttinnen werden also dort, wo früher die Pferde ausgespannt und Fässer gerollt wurden, nun virtuelle Veranstaltungen geplant und Videokonferenzen abgehalten – der fortschrittlichen Herzogin Augusta hätte es gefallen.

 

Gelegentlich wird das Torhaus der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, zuletzt am „Tag des Offenen Denkmals“ 2016. „Wer es zwischendurch ansehen möchte, darf, sobald die Corona-Kontaktbeschränkungen vorbei sind, gern klingeln“, sagt Dr. Matthias Hüppauff und fügt hinzu: „Oder sich auf eine unserer Stellenausschreibungen bewerben.“

 

https://www.wfg-nf.de/wirtschaftsfoerderung-nordfriesland/ueber-uns/jobs-bei-der-wfg/

 

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